Finanzierung von Open-Source-Software
Doch wie finanziert sich Open-Source-Software? Keiner hat doch etwas zu verschenken, oder? Open-Source-Software ist ein klassisches Win-Win-System. Und Open-Source-Software appelliert - erfolgreich - an unser Gerechtigkeitsempfinden.
Softwareentwicklung kostet Geld und Ressourcen, auch die Entwicklung von Open-Source-Software. Wichtig sind nicht nur die klassischen "Coder", die Programmierer, die den Programmcode schreiben. Wichtig sind alle Beteiligten:
- die Benutzer, die Anforderungen an eine Software stellen,
- die Anforderungsanalytiker, die die Anforderungen ordnen,
- die UX-Designer, die die Umsetzung der Anforderungen ein einfache, verständliche und nachvollziehbare Bedienungen beschreiben,
- die Prozessbeschreiber, die die Anforderungen in einer programmierbaren Form beschreiben,
- die Programmierer, die den Code schreiben,
- die Tester, die Fehler suchen und finden,
- die Dokumenteure, die Anleitungen und Tutorials schreiben oder filmen,
- wieder die Benutzer, die Verbesserungsvorschläge machen,
- die Projektmanager, die koordinieren,
- ...
Die Rollen sind, gerade in der Open-Source-Welt, nicht scharf abgegrenzt. Warum soll der Benutzer, der eine Anforderung erkennt, nicht auch gleich einen Vorschlag für die Umsetzung machen? Der UX-Designer macht nicht nur sinnvolle Vorschläge für die "Usablitity", sondern kann und sollte, die Programmierbarkeit im Kopf haben. Alle Protagonisten arbeiten eng zusammen und "sprechen" ausführlich miteinander. Häufig gibt es personell wechselnde Kernteams, die zeitweise besonders viel Zeit und Leidenschaft in ein Projekt investieren und eine größere Community, die die Arbeit des Kernteams durch ihre Anregungen vorbereitet. Fähige Mitstreiter diffundieren in das Kernteam heinein. Und wenn Ideen oder Anforderungen von verschiedenen Gruppen auseinander gehen oder es "menschliche Probleme" gibt, so ist auch das kein Problem. Das Projekt wird "geforkt", es gibt also zwei Projekt, die sich getrennt entwickeln und ggf. in Zukunft wieder zusammengeführt werden. Für die Anwender erscheint das im ersten Licht erst einmal störend, doch sie müssen und können sich den für sie besser passenden Fork aussuchen.
Doch zur Ausgangsfrage: Wie finanziert sich Open-Source-Software: durch uns alle, die wir Open-Source-Software aktiv nutzen:
- Der Anwender, der einen Fehler findet, sie 10 Minuten Mühe macht, den Fehler zu beschreiben und an die Community zu melden und bei Rückfragen antwortet, leistet seinen Zeitbeitrag.
- Das Unternehmen, das bei einer Software eine für sich wichtige Funktion vermisst, diese Ergänzung programmierern lässt und auch wieder als Open-Source-Software freigibt, leistet einen Beitrag.
- Der Dienstleister, der Anforderungen seiner Kunden sammelt, eine Funktion entwickelt, diese seinen Kunden anteilig berechnet und die Funktion als Open-Source-Software freigibt, leistet einen Beitrag.
- Der Dienstleister oder das Unternehmen, das ein kurze Tutorial schreibt, um die Software im Unternehmen einzuführen, leistet einen Beitrag.
- Die Hobbyprogrammierer, der aus Spaß an der Freude eine Funktion entwickelt und einbringt, leistet einen Beitrag.
- Der Nutzer, der die Software nutzt und eine seinen Möglichkeiten entsprechende Summe spendet, leistet einen Beitrag.
- Der Nutzer, der in seinem Bekanntenkreis von den Möglichkeiten der Software berichtet, leistet eine Beitrag.
So finanziert sich Open-Source-Software: Viele Beteiligte leisten ihre Beiträge, jeder nach seinen Möglichkeiten.